Bei diesem Buch ist der Titel Programm: In "Ich kann auch anders" werdet ihr keine Krimis finden - versprochen!
Was euch stattdessen erwartet, könnt ihr weiter unten im Klappentext nachlesen.
Nur soviel vorab: Es gibt auf 330 Seiten jede Menge Drama & Humor, Liebe & Historisches.
Und vor allem sehr viel Gefühl ...
Was nicht automatisch Kitsch bedeutet, aber wer mich kennt, weiß das hoffentlich.
AB SOFORT ist das Buch als Print und als E-Book erhältlich.
Einen kleinen Vorgeschmack findet ihr, wenn ihr ein Stück nach unten scrollt.
Worauf hab ich mich da nur eingelassen? Ich schiele zu Andy hinüber, der mich auf diesen Trip in die Wildnis eingeladen hat. Wieso ich mitgekommen bin? Nun, er sieht toll aus, ist ein erfolgreicher Architekt, freundlich, klug - und er hat Humor.
Meiner kommt mir grad abhanden, denn der Typ, der uns begleiten wird, macht mir Angst. Groß und bullig steht er da, mit langem Bart, einem speckigen Hut, und Haaren bis zu den Schultern. Seinem Blick entnehme ich, dass er für Städter wie uns nichts übrighat, und diese Wochenend-Touren durch den Banff-Nationalpark nur wegen des Geldes macht.
Es ist meine erste Reise nach Kanada, und sie wird unvergesslich werden. Das hat Andy mir auf unserem Flug hierher ins Ohr geflüstert, und ich glaube ihm. Denn die Bedeutung des Wortes ‚unvergesslich‘ ist dehnbar.
Jack, so heißt unser Führer, erklärt in einem Deutsch-Englisch-Kauderwelsch, er müsse den Inhalt unserer Rucksäcke sehen, um zu überprüfen, ob wir alles besorgt haben, was wir brauchen werden. Artig öffnen wir unsere Backpacks und präsentieren Fallschirmschnur, Multi-Funktions-Werkzeug, Regenponcho, Kompass, Streichhölzer, Wasserflasche und mehr.
Jack nickt. »Okay«, sagt er, »let’s go!«
»Es geht los!«, jubiliert Andy leise in meine Richtung.
Ich hätte das zwar auch ohne seine Übersetzung geschnallt, sage aber nichts, sondern strecke mit einem breiten Lächeln einen Daumen in die Höhe. Er freut sich so sehr auf dieses Abenteuer. Ich dagegen bin eher zwiegespalten. Aber ich nehme mir vor, das Beste draus zu machen.
Nach zwei Stunden strammen Marsches durch waldiges Gelände mit riesigen Bäumen und mir unbekannten Pflanzen, ordnet Jack eine Pause an.
»Let’s take a break. Wir wollen euch nicht – what’s the word? – uberfordern an die erste Tag«, meint er.
Endlich! Mir tun bereits die Füße weh, und ich kann sehen, dass auch Andy erleichtert ist, obwohl er es zu verbergen versucht.
»Da vorn, there ist a River, wo ihr könnt eure Bottles auffüllen«, sagt Jack und zeigt geradeaus. »Und after that ich werde show you, wie man macht eine korrekte Bonfire.«
Kurz darauf schickt er mich los, um dünne Zweige und trockenes Holz zu sammeln. Andy wird auf die Jagd nach Steinen geschickt, die er dann kreisförmig anordnen muss. Jack zeigt uns, wie man ein Feuerchen am besten entfacht.
»You have to blow«, sagt er zu mir, zeigt auf das glühende Reisig und macht mit dicken Backen vor, was er von mir will.
Ich gehorche und komme mir ein bisschen vor wie ein Kind beim Ausblasen der Geburtstagskerzen.
»Be careful. Nicht so stark«, mahnt Jack. »Slowly und even. Langsam und …« Er zögert.
„Gleichmäßig?«
Er nickt. „Exactly.«
Als das Lagerfeuer flackert, sieht Jack uns an. »Are you hungry? Dann wir holen Fishes aus die River.«
Ich habe deutlich mehr Lust, mich auszuruhen, als eine Angel zu basteln. Oder wie sonst will er an die Fishes kommen?
»Wie wäre es mit Trockenfrüchten?«, schlage ich vor und beginne, in meinem Rucksack zu wühlen.
Doch Jack hat sich bereits erhoben und den am Ende spitz zulaufenden Stock, der an seinem Rucksack befestigt ist, gepackt. Ich habe mich schon gefragt, wozu der gut ist.
Am Ufer hebt Jack eine Hand und wir stoppen mitten in der Bewegung. »Okay«, flüstert er. »Stay calm, don’t move. Ruhig stehen bleiben. Watch and learn.«
Er stellt einen Fuß auf einen Stein im Bach und sieht ins Wasser hinab, den spitzen Stock in der erhobenen Hand. Wir sehen aus wie ein Stillleben.
Das Warten macht mich kribbelig. Ich sehe zu Andy und rolle mit den Augen. Er zuckt kaum merklich mit den Schultern. Das Wasser plätschert leise, ein Vogel oder ein anderes Tier kreischt in der Ferne, ansonsten herrscht Stille.
Jäh saust Jacks Arm nach unten, Wasser spritzt, ich stoße vor Schreck einen Schrei aus. Jack hält einen aufgespießten Fisch in die Höhe, so lang wie mein Unterarm. Ich erwarte ein triumphierendes Grinsen des Jägers, doch Jacks Gesicht bleibt unbewegt. Ob er vielleicht nicht lachen kann? Ein genetischer Defekt oder so?
(...)
LESEPROBE ENDE