Dunkle Geschichten aus Flensburg

Kleine Vorschau & Leseprobe


Eine Brosche mit Dellen

Diese Brosche ist eine stumme Zeugin des schlimmsten Bomben-angriffs auf Flensburg im 2. Welt-krieg.

Ihre Geschichte erfährst du im Buch.

Putzige Samttiger

Nachts geht Seltsames vor in Flensburgs Norderstraße ...

Und am Morgen begrüßt die Bewohner eine neue Fellnase! Schauen wir der Künstlerin über die Schulter ...

Düstere Rum-Vergangenheit

Punsch, Rumtopf, Tee mit Rum - die hochprozentige Spirituose gehört zu Flensburg wie das Nor-dertor.

Aber auf wessen Schultern wurden die Fördestadt-Kaufleute so reich?

Ein dunkles Kapitel Flensburger Geschichte ...


LESERMEINUNGEN:

 

Ich habe das Buch mit Vergnügen gelesen. Schön finde ich, daß sowohl Historisches, wie auch aktuelle Geschichten enthalten sind und sehr unterschiedliche Themen auftauchen. Für Flensburg-Interessierte auf jeden Fall eine lohnende Lektüre, toll sind auch die Fotos!

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Wer ein wenig Lokalkolorit mag und sich Flensburg mal anders nähern möchte, ist hier richtig. Die Art und Weise wie die Autorin die schaurig schönen Erzählungen verfasst hat, macht den Leser neugierig auf die Stadt und deren Geheimnisse.

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ENDLICH ist das neue Buch von Britta Bendixen da. Ich hatte mich schon lange auf die Kurzgeschichten aus der schönen Fördestadt gefreut und wurde nicht enttäuscht! Dieses Buch hat mich Flensburg noch näher gebracht. Ich bin sonst keine Leseratte aber auch mit "schön und schaurig - dunkle Geschichten aus Flensburg" hat es Britta Bendixen wieder einmal geschafft, mich zum Lesen zu bewegen. Zu Weihnachten werde ich es mehrfach verschenken.

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Leseprobe

DIE KATZENKÜNSTLERIN

 

Es gibt sie noch nicht sehr lange, die Samtpfoten-Invasion in der Norderstraße. Malerisch – im wahrsten Sinne des Wortes - sitzen, schlafen oder schlendern sie unter den berühmten hängenden Schuhen. Damit avancierten sie binnen kürzester Zeit zu einer weiteren Sehenswürdigkeit in dieser ganz besonderen Straße.

Da ist die müde Katze, die mit einer blauen Schlafmütze im Reich der Träume wandelt, die Piratenkatze mit Augenklappe, Holzbein und Seeräuberhut, die Katzendiva mit lila Federboa, der Stubentiger, der einem Ufo hinterher zu winken scheint, der freche rote Kater, der Pfotenspuren an die Wand drückt, oder die schwarze Katze, die mit einem Wollknäuel spielt.

Erwachsene wie Kinder erfreuen sich an den Vierbeinern, die sich an Häuserwänden, Toreinfahrten oder Treppenaufgängen ihrer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Stets in Bodennähe gemalt wirken sie beinahe echt. So echt, dass das eine oder andere Kind die Hand ausstreckt, um das gemalte Fell zu streicheln.

So viele Kätzchen, wie sich dort tummeln, so viele Fragen gibt es. Die wichtigste lautet: Wer malt die possierlichen Tierchen? Sicher scheint zu sein, dass es sich um einen weiblichen Künstler handelt, eine Malerin, die die nächtliche Ruhe und den Schutz der Dunkelheit nutzt, um ihre Bilder zu hinterlassen. Bekannt ist, dass sie anonym bleiben will. Zunächst wohl aus Angst davor, dass sie wegen Sachbeschädigung belangt werden könnte. Tatsächlich wurden die ersten zwei Katzenbilder entfernt, weil man Vandalismus vermutete. Inzwischen braucht sich die Künstlerin um rechtliche Konsequenzen keine Gedanken mehr zu machen, dafür kommen ihre niedlichen Fellträger viel zu gut bei den Flensburgern und den Touristen an.

Nur einer zeigte im Sommer 2019 seinen Unmut, indem er einigen der gemalten Katzen brutal die Augen auskratzte. In den sozialen Medien wurde derjenige heftig beschimpft, die Flensburger waren entsetzt über diese Tat. Die Künstlerin mit den Initialen N. M. sicherlich auch. Sie tat das Naheliegendste: Machte sich im Dunkeln auf und reparierte kurzerhand die angerichteten Schäden. Seither ist Ruhe.

Aber was bedeutet eigentlich N. M.? Diese Initialen stehen unter jedem Bild. Heißt die Katzenliebhaberin Nadine Müller? Nina Meyer? Nicole Matthiesen? Oder stehen die Buchstaben gar nicht für einen Namen? „Nächtliche Miezen“ würde auch passen. „Nacht-Malerin“ oder „niedliche Muschikatzen“ wäre ebenfalls möglich. Man könnte ewig spekulieren.

Ich stelle mir lieber vor, wie es ist, wenn N. M. wieder eine Idee für ein neues Kunstwerk hat. Wenn sich vor ihrem inneren Auge das zu malende Bild formiert und der Drang geweckt wird, es mit dem Pinsel an einer Hauswand zu verewigen.

Vielleicht beginnt dies bereits morgens, wenn N. M. sich gerade heißen Kaffee in einen Becher gießt. Plötzlich ist sie da, diese Version einer sowohl originellen als auch liebenswerten Katze. Ein Lächeln umspielt die Künstlerlippen, die Augen leuchten auf und das Herz schlägt einen Tick schneller als normal.

Sie nippt an ihrem Kaffee, dann eilt sie aus der Küche in den Raum, in dem sie ihre Malutensilien aufbewahrt. Hat sie alle Farben, die sie benötigt, vorrätig, oder muss sie noch welche besorgen? Sind alle Pinsel gereinigt und bereit für neue Schandtaten? Hat die kleine elektrische Lampe, die ihr genügend Licht gibt, um in der Nacht Kunstwerke zu zaubern, frische Batterien? Besser, sie packt Ersatz ein, für den Fall, dass die alten ihren Dienst versagen.

Was braucht sie noch? Einen Lappen, eine Palette, vielleicht einen niedrigen Hocker, damit sie nicht auf dem harten Steinboden knien muss, oder – falls doch, weil es anders nicht geht - ein Kissen. Und etwas zu trinken, möglicherweise auch etwas Süßes für zwischendurch. Müsliriegel oder Apfelstückchen.

Wenn alles gepackt ist, schlendert sie zunächst bei Tage durch die Norderstraße, um den perfekten Ort, das richtige Zuhause für das neue Kätzchen zu finden. Sie ist ohne ihr Equipment unterwegs, sie will ja nicht auffallen. Unbehelligt und unerkannt verschmilzt sie mit den anderen Passanten. Sie lächelt, wenn sie beobachtet, wie Einheimische oder Besucher auf eines ihrer Katzenwerke zeigen, es begeistert kommentieren oder das Smartphone zücken, um es zu fotografieren. In ihrem Rücken hört sie eine freudige Kinderstimme rufen: „Hier ist auch eine! Die ist aber süß!“

Irgendwann hat sie sie gefunden, die perfekte Umgebung für den neuen Straßentiger. Zufrieden mit sich verbringt sie die nächsten Stunden vielleicht damit, Skizzen anzufertigen, zum Einkaufen zu fahren, eine Freundin zu besuchen oder zum Friseur zu gehen.

Schließlich ist es später Nachmittag. Sie eilt nach Hause, um die Dunkelheit abzuwarten. Es ist noch Zeit für ein kleines Nickerchen, damit sie später ausgeruht ist. Als sie erwacht, ist es früher Abend. Sie geht zum Fenster und schaut prüfend zum Himmel. Es dämmert bereits, hoffentlich fängt es nicht an zu regnen. 

 

(...)

LESEPROBE ENDE